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† 2015 |
Man spricht vom sog. Buchsbaumsterben oder auch Buchsbaumtriebsterben. Ursächlich für diese Katastrophe ist der Erreger Cylindrocladium buxicola. Ein Buchsbaumpilz der 2004 erstmals in Deutschland nachgewiesen wurde und sich seitdem rasant verbreitet. Die Sporen übertragen sich mittels Wind und Spritzwasser und dringen über die Blätter ein. Ein Rückschnitt der Gehölze begünstigt den Befall, aber auch eine intakte Kutikula (oberste Blattschicht) stellt keinen Schutz dar (Quelle). Besonders in feuchtwarmen Sommern steigt das Risiko. Eine Blattnässedauer von 5 Stunden und 5°C reichen schon für eine erfolgreiche Infektion. Nach einer Woche fallen die ersten Blätter. Optimale Wachstumsbedingung findet der Pilz zwischen 20 und 25°C. Erst ab 30°C stellt er sein Wachstum ein. Nach 7 Tagen bei 33°C stirbt er (Quelle), aber solche Laborbedingungen kann ein Schattengarten natürlich nicht bieten. In der freien Natur überleben die Sporen im Erdboden mindestens 4 Jahre (Quelle).
Pilzbekämpfung
Wenn die Blätter fallen und das Triebsterben eintritt, sollte man die Pflanze (inklusive dem herabgefallenen Laub und dem darunterliegenden Erdreich) vorsichtig aus dem Garten entfernen und im Hausmüll entsorgen (NICHT in Kompost oder Biotonne). Von einer Buchsbaum-Neupflanzung an derselben Stelle ist abzusehen, da durch die langlebigen Dauersporen ein Neubefall droht (Quelle).
Ein Rettungsversuch der Pflanze ist aufwendig und risikobehaftet, denn der Pilz ist wie Herpes und kann jederzeit wieder ausbrechen, auch wenn das Gewächs genesen scheint. Alle optisch kurierten Buchsbäume müssen daher fortan genau beobachtet werden und bleiben eine Gefahr.
In unserem Garten sind aktuell 5 Buchsbäume mit dem Cylindrocladium buxicola infiziert. Darunter ein altes Exemplar, das größer ist als ich. Die Abfallentsorgung stößt dadurch an ihre Grenzen. Unsere Restmülltonne fasst schlichtweg keine 5 Pflanzen auf einmal. Zum Schutz der restlichen Buchsbäume in unserem Bestand (insgesamt über 20 Stück) sah ich jedoch dringenden Handlungsbedarf.
Notfallplan
Wer seine pilzverseuchten Pflanzen nicht entsorgen kann (oder möchte), muss zumindest die Ausbreitung des Erregers verhindern.
SCHRITT 1: Problem erkennen
Die ersten Anzeichen sind schwer zu erkennen: Kleine braune Stellen auf den Blättern und schwarze Streifen auf den Trieben*.
Den meisten - wie auch mir - wird der Pilzbefall erst offenkundig, wenn die Blätter komplett braun sind, die Triebe absterben und sich scheinbar vertrocknete Areale am Buxus zeigen.
Ist der Befall von außen nicht erkennbar, ist das hohe Aufkommen von Laub auf dem Boden ein deutliches Indiz für einen Pilzbefall. Mit guten Augen erkennt man die Sporen:
SCHRITT 2: Betroffene Stellen restlos entfernen
Darunter fallen Zweige, Laub und Erde. Eine Warnung vorweg: Im Anschluss muss alles, was in die Nähe oder in Kontakt mit dem befallenen Buchsbaum kam, gründlich gereinigt werden. Das gilt nicht nur für das Werkzeug, sondern auch für Gartenhandschuhe, Kleidung und Schuhe. Ich empfehle stabile Einweghandschuhe oder gut zu reinigende Haushalthandschuhe aus Latex. Wer nicht bereit ist mit hoher Sorgfalt zu arbeiten, braucht gar nicht erst anzufangen. - Alle anderen gehen wie folgt vor:
Jeder Zweig, an dem sich braune oder fleckige Blätter finden, muss ohne Rücksicht auf Verluste entfernt werden. Gleiches gilt für Zweige, die zwar noch sattes Grün tragen, aber bereits schwarze Streifen zeigen (siehe Schritt 1, Bild 1). Der Schnitt geht bis ins gesunde Holz und steht unter dem Motto: "Lieber zu viel als zu wenig." Danach werden alle Blätter vom Boden aufgesammelt und die oberste Erdschicht abgetragen. Der organische Abfall gehört in einen luftdichten Plastiksack und dann gut verschlossen in die Restmülltonne. So ist sichergestellt, dass sich die hartnäckigen Sporen nicht dauerhaft in der Tonne festsetzen und beim Abtransport durch die Müllabfuhr aufgewirbelt und verbreitet werden.
Nach der Prozedur bedeckt man die freigelegten Wurzeln des Flachwurzlers mit frischer, sporenfreier Erde. Keinen (!) Rindenmulch drüberstreuen, damit man leicht erkennt, ob es zu weiterem Blattabfall kommt. Falls dem so ist, wiederholt man Schritt 2.
SCHRITT 3: Werkzeug und Kleidung säubern
Wer hier schludert, riskiert, seine Vorarbeit zu torpedieren und weitere Buchsbäume zu infizieren. Einweghandschuhe sind zu entsorgen. Wer ohne Handschuhe gearbeitet hat reinigt seine Hände gründlich (mindestens 20 Sekunden sorgfältig einseifen) und greift im Anschluss zu Desinfektionsmittel. Die Kleidung ist vollständig zu waschen. Auch die Schuhe sind zu reinigen.
Alle benutzten Gartengeräte (Scheren, Schaufeln, Spaten, Eimer, etc.) mit Spiritus säubern oder mindestens 30 Minuten in 70°C heißem Wasser baden. Danach mit Küchentüchern gut abtrocknen und diese dem Restmüll zuführen.
SCHRITT 4: Fungizide verwenden
Es gibt kein Mittel speziell gegen den Buchsbaumpilz, aber es gibt Mittel die auch gegen den Buchsbaumpilz wirken sollen. Darunter Baymat von Bayer Garten (Herstellerinfo) und Saprol von Celaflor (Herstellerinfo).
Die jeweilige Anwendung wird auf der Verpackung beschrieben. Die angepriesene "Heilwirkung" beschränkt sich allerdings darauf, dass gesunde Triebe geschützt werden. Kranke Triebe werden nicht wieder grün. Sie müssen - wie in Schritt 2 beschrieben - entfernt werden, bevor das Pilzgift zum Einsatz kommt. Am besten besprüht man die Blätter an einem trockenen Morgen, damit Sonnenstrahlen keine Verbrennungen verursachen. Der Wirkstoff braucht etwa 2 Stunden, bis er eingezogen ist. Um Resistenzbildungen vorzubeugen, sollte man mindestens zwei Produkte mit unterschiedlichen Wirkstoffgruppen verwenden. Vor dem Wechsel wird zu einer Pause von mindestens 3 Wochen geraten.
Die ersten Anzeichen sind schwer zu erkennen: Kleine braune Stellen auf den Blättern und schwarze Streifen auf den Trieben*.
Den meisten - wie auch mir - wird der Pilzbefall erst offenkundig, wenn die Blätter komplett braun sind, die Triebe absterben und sich scheinbar vertrocknete Areale am Buxus zeigen.
Ist der Befall von außen nicht erkennbar, ist das hohe Aufkommen von Laub auf dem Boden ein deutliches Indiz für einen Pilzbefall. Mit guten Augen erkennt man die Sporen:
SCHRITT 2: Betroffene Stellen restlos entfernen
Darunter fallen Zweige, Laub und Erde. Eine Warnung vorweg: Im Anschluss muss alles, was in die Nähe oder in Kontakt mit dem befallenen Buchsbaum kam, gründlich gereinigt werden. Das gilt nicht nur für das Werkzeug, sondern auch für Gartenhandschuhe, Kleidung und Schuhe. Ich empfehle stabile Einweghandschuhe oder gut zu reinigende Haushalthandschuhe aus Latex. Wer nicht bereit ist mit hoher Sorgfalt zu arbeiten, braucht gar nicht erst anzufangen. - Alle anderen gehen wie folgt vor:
Jeder Zweig, an dem sich braune oder fleckige Blätter finden, muss ohne Rücksicht auf Verluste entfernt werden. Gleiches gilt für Zweige, die zwar noch sattes Grün tragen, aber bereits schwarze Streifen zeigen (siehe Schritt 1, Bild 1). Der Schnitt geht bis ins gesunde Holz und steht unter dem Motto: "Lieber zu viel als zu wenig." Danach werden alle Blätter vom Boden aufgesammelt und die oberste Erdschicht abgetragen. Der organische Abfall gehört in einen luftdichten Plastiksack und dann gut verschlossen in die Restmülltonne. So ist sichergestellt, dass sich die hartnäckigen Sporen nicht dauerhaft in der Tonne festsetzen und beim Abtransport durch die Müllabfuhr aufgewirbelt und verbreitet werden.
Nach der Prozedur bedeckt man die freigelegten Wurzeln des Flachwurzlers mit frischer, sporenfreier Erde. Keinen (!) Rindenmulch drüberstreuen, damit man leicht erkennt, ob es zu weiterem Blattabfall kommt. Falls dem so ist, wiederholt man Schritt 2.
SCHRITT 3: Werkzeug und Kleidung säubern
Wer hier schludert, riskiert, seine Vorarbeit zu torpedieren und weitere Buchsbäume zu infizieren. Einweghandschuhe sind zu entsorgen. Wer ohne Handschuhe gearbeitet hat reinigt seine Hände gründlich (mindestens 20 Sekunden sorgfältig einseifen) und greift im Anschluss zu Desinfektionsmittel. Die Kleidung ist vollständig zu waschen. Auch die Schuhe sind zu reinigen.
Alle benutzten Gartengeräte (Scheren, Schaufeln, Spaten, Eimer, etc.) mit Spiritus säubern oder mindestens 30 Minuten in 70°C heißem Wasser baden. Danach mit Küchentüchern gut abtrocknen und diese dem Restmüll zuführen.
SCHRITT 4: Fungizide verwenden
Es gibt kein Mittel speziell gegen den Buchsbaumpilz, aber es gibt Mittel die auch gegen den Buchsbaumpilz wirken sollen. Darunter Baymat von Bayer Garten (Herstellerinfo) und Saprol von Celaflor (Herstellerinfo).
Die jeweilige Anwendung wird auf der Verpackung beschrieben. Die angepriesene "Heilwirkung" beschränkt sich allerdings darauf, dass gesunde Triebe geschützt werden. Kranke Triebe werden nicht wieder grün. Sie müssen - wie in Schritt 2 beschrieben - entfernt werden, bevor das Pilzgift zum Einsatz kommt. Am besten besprüht man die Blätter an einem trockenen Morgen, damit Sonnenstrahlen keine Verbrennungen verursachen. Der Wirkstoff braucht etwa 2 Stunden, bis er eingezogen ist. Um Resistenzbildungen vorzubeugen, sollte man mindestens zwei Produkte mit unterschiedlichen Wirkstoffgruppen verwenden. Vor dem Wechsel wird zu einer Pause von mindestens 3 Wochen geraten.
Vorbeugen
Ein wirksames Fungizid sollte prophylaktisch auf alle Buchsbäume im Garten gesprüht werden, auch wenn sie den Pilz optisch noch nicht aufweisen. Durch diese Maßnahme wird das Risiko einer Infizierung minimiert. Allerdings handelt es sich hier nicht um eine einmalige Pflanzenschutzimpfung. Sobald die Wirkung des Fungizids nachlässt, durch den Wind Sporen herangetragen werden und regennasse Blätter nach 5 Stunden noch nicht wieder trocken sind, braucht es nur eine Temperatur ab 5°C um das Buchsbaumsterben in Gang zu setzen. Einzig überdachte Kübelpflanzen, die ausschließlich von unten gegossen werden, sind relativ sicher (Quelle). Niemals sollte man den Gartenschlauch von oben in den Buxus hineinhalten, denn gerade bei dichtem Wuchs ist es den inneren Blättern nicht möglich zügig zu trocken. Da die Bewässerung von oben ein Risiko darstellt, werden auch längere Regenphasen zum Problem. Ein schattiger Standort erschwert das Abtrocknen zusätzlich.
Ausblick
Ich fühle mich an das Ulmensterben erinnert. Auch hier war es ein Pilz, der damals die alte Ulme in unserem Garten verenden ließ. Nun hat uns das Buchsbaumsterben erreicht und ich fürchte, - trotz aller Bemühungen - dass wir uns nach und nach von unserem Bestand verabschieden müssen. Das ist ein herber Schlag und wird große Lücken ins magische Reich reißen. Alternativen müssen gefunden werden, denn eine Neupflanzung von Buchsbäumen auf den freigewordenen Flächen ist ausgeschlossen. Das würde den Cylindrocladium buxicola am Leben erhalten. Zwar gibt es Beobachtungen, dass manche Sorten weniger anfällig für eine Infektion sind, aber es gibt keine resistenten Buchsbaumsorten. Früher oder später erwischt es sie alle (Quelle). In meinen Augen ist es keine Option, dauerhaft mehrere Flaschen Fungizid auf die Pflanzen zu sprühen.
Wer einen Garten hat, muss auch loslassen können.
* Die Striche auf den Trieben helfen den Cylindrocladium buxicola vom sonst sehr ähnlichen Schadbild des Volutella buxi (sog. Buchsbaumkrebs) zu unterscheiden (Quelle). Beide Pilze sind tödlich für die Pflanze und werden identisch bekämpft.
Quellen
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