Freitag, 17. April 2015

Nesträuberin

Dohleneier im Zaunkönignest
Dieses Jahr werden keine jungen Dohlen aus unserem Schornstein schlüpfen. Die geplante Dachsanierung kann nicht warten, bis der Nachwuchs flügge wird. Daher wurde meine Mutter zur Nesträuberin. Zu diesem Verhalten hatte sie der Singvogel aus der Familie der Rabenvögel selbst inspiriert, als sie Zeugin wurde, wie sich eine Dohle am Inhalt eines Entennestes vergriff. Vogeleier stehen auf dem Speiseplan der Höhlenbrüter, die in den Schornsteinschächten vor eigenen Nesträubern nahezu sicher sind. Wäre da nicht meine Mutter.

Da wir viele weitere aktive Brutstätten in der Nachbarschaft haben, ist die Dohlen-Population durch den Verlust der 4 Eier nicht gefährdet, aber wer annimmt, eine solche Tat würde dem Allesfresser an den Schwanzfedern vorbeigehen, der irrt. Als die Eltern das leere Nest bemerkten, drangen ergreifend klagende Vogelrufe aus dem Schornstein. Die Laute waren herzzerreißend. Nicht möglich, dabei kein Mitleid zu empfinden.

Dohlen brüten nur ein Mal im Jahr. Von April bis Mai legen sie in der Regel zwischen 4 und 6 Eier, die 16-20 Tage vom Weibchen bebrütet werden. 28-41 Tage nach dem Schlüpfen verlassen die Jungen das Nest und werden außerhalb noch etwa 5 Wochen lang von ihren Eltern versorgt. Nach 2 Jahren sind Dohlen geschlechtsreif und bilden monogame, meist lebenslange Brutgemeinschaften. Auch ihren Nistplätzen bleiben sie in der Regel treu. (Quelle)

Für das Dohlenpaar auf unserem Dach bringt die Sanierung eine weitere Veränderung mit sich: Ein Schutzgitter über dem Schacht macht den Schornstein als zukünftige Brutstätte unzugänglich. So war es heute das erste und wohl auch letzte Mal, dass ich Dohleneier zu Gesicht bekam. Ich wollte sie zumindest fotografisch festhalten und legte drei von ihnen kurzzeitig in ein altes Zaunkönignest. Es war sicher kein Zufall, dass mich zwei Dohlen beim Shooting beobachteten.

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